INTERREG-Projekt „Sorgende Gemeinschaft“: Die Kraft des Dorfes für die Zukunft nutzen
Grenzüberschreitend und innovativ - unter dem Titel „Sorgende Gemeinschaft“ startet in diesen Tagen ein durch das Interreg VI-Programm Deutschland-Nederland gefördertes Projekt, an dem die emsländischen Gemeinden Emsbüren und Vrees sowie die niederländische Gemeente Westerveld mit den Dörfern Wilhelminaoord und Federiksoord in der Provinz Drenthe teilnehmen. Lead-Partner ist der Landkreis Emsland. Das Projekt hat eine richtungsweisende Bedeutung für die
Weiterentwicklung der Betreuung und Pflege in ländlichen Gemeinden in der Ems Dollart Region.
Gemeinsam mit den Partnern gilt es an den vier Pilotstandorten Zusammenarbeitsmodelle von Dorfgemeinschaft, Gemeinde, professionellen Pflegeanbietern und Familien zu entwickeln und zu erproben, so dass dieses Modell auf die gesamte Region ausgeweitet werden kann. Die Sorgende Gemeinschaft nimmt die Menschen vor Ort in die Verantwortung und gibt ihnen mit der Unterstützung der jeweiligen Gemeinde einen starken Rahmen für diese Aufgabe. Die Pilotgemeinden verfolgen dabei unterschiedliche Ansätze, so dass vielfältige Erfahrungen gesammelt und nutzbar werden. Ziel des Projektes ist es, die Menschen vor Ort in die Verantwortung zu nehmen und sie mit Unterstützung ihrer Gemeinde zu Gestalterinnen und Gestaltern des Gemeinwohls zu machen. An den vier Pilotstandorten werden folgende Ansätze entwickelt und erprobt:
In Emsbüren wird der Ansatz der quartiersbezogenen Beratung erprobt, der soziale Beratung mit ärztlicher und pflegerischer Versorgung kombiniert. So entsteht ein Modell, in dem bisher getrennte Versorgungsangebote kombiniert werden. Aus den praktischen Erfahrungen gilt es abzuleiten, welche beruflichen Qualifikationen die Mitarbeitenden in den Anlaufstellen benötigen. Frau Karin Wöste ist die neue Care-Managerin und wird ab Februar 2026 mit Sprechstunden in Emsbüren ihre Arbeit beginnen. So haben Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit zur niederschwelligen Beratung. Optimierungsbedarfe im Zusammenleben der „sorgenden Gemeinschaft“ können so ermittelt und Lösungsansätze erprobt werden.
In Vrees wird für die Anschlussversorgung von Krankenhausaufenthalten eine Einrichtung aufgebaut, die Mobilisierung und Pflegeberatung verbindet, so dass eine Rückkehr ins häusliche Umfeld möglich wird. Raum dafür bietet die Erweiterung des Pflegehauses um einen zweiten Trakt. In dem neuen Gebäude entstehen Räume für das Care-Management ebenso wie ein Sprech-, Beratungs- und Behandlungsraum für die medizinische Versorgung und die sozialen Dienste. Konzeption und Planung sollen die verschiedenen Bedarfe – Behandlungsraum, Pflegestützpunkt, Patienten-Zimmer und Gemeinschaftsraum – integrieren und eine digitale Infrastruktur mit Rufsystemen und smarten
Steuerungselementen berücksichtigen.
In Wilheminaoord ist die Partizipation der Bevölkerung bei der Neuauflage und Entwicklung eines Wohlfahrtsprogramms Kern der Aktivität. Mit wissenschaftlicher Begleitung und unter sozialen Aspekten werden Beziehungsstrukturen der Gemeinschaft in Wert gesetzt. Die treibende Kraft ist die Gemeinschaft. Sie soll Projekte initiieren und durchführen, die in Wilhelminaoord Gesundheit und Resilienz der Bewohner stärken, das Dorfzentrum zum multifunktionalen Ort entwickeln und die Lebensqualität sichern.
In Frederiksoord liegt der Fokus auf der Nutzbarmachung des natürlichen Lebensumfeldes für die Ernährung und das Wohlbefinden im Dorf. Die Verbundenheit zur Kulturlandschaft und zum Garten wird in seiner Wirksamkeit für die Sicherung des Wohlbefindens sichtbar gemacht. Dafür ergänzen sich naturnahe Bildung, Jugendbeteiligung, Lebensmittel und kulinarische Innovation sowie kultureller Austausch.
Das Ergebnis ist eine Gemeinschaft, die gemeinsam lernt und wächst. Die Vielfalt der Dörfer, die unterschiedlichen „Pflegesysteme“ und die innovativen konzeptionellen Ansätze machen das Projekt zukunftsweisend – um durch ein mehrwertstiftendes Miteinander unsere auseinanderdriftende Gesellschaft auf der niederländischen und deutschen Seite nachhaltig abzusichern.
Als Ergebnis der intensiven Vernetzung und vergleichender Analysen entsteht ein Leitfaden mit Empfehlungen für die regionsweite Etablierung von „Sorgenden Gemeinschaften“. Der Projektzeitraum erstreckt sich vom 1. Oktober 2025 bis zum 30. September 2029. Das Projekt Sorgende Gemeinschaft wird im Rahmen des Interreg VI-Programms Deutschland-Nederland durchgeführt und mit 1,29 Mio. Euro durch die Europäische Union, das NDS-Staatskanzlei sowie die Provinzen Drenthe und Overijssel mitfinanziert.
Foto 1: Landrat Marc-André Burgdorf, Care-Managerin Karin Wöste und Bürgermeister Markus Silies
Foto 2: Die Initiatoren des INTERREG-Projektes „Sorgende Gemeinschaft“ beim gemeinsamen Presseauftakt in Emsbüren



