Ehemalige Förderschule
Aus der Geschichte der Kreissonderschule Emsbüren
Anlässlich des 20-jährigen Bestehens der Schule schrieb der damalige Schulamtsdirektor Theo Mayhaus über die Ziele und Aufgaben einer Sonderschule folgendes:
„Schulleiter und Kollegium einer Sonderschule stellen sich einer verantwortungsvollen Aufgabe, indem sie Schülerinnen und Schüler, die wegen besonderer Lernschwierigkeiten in anderen Schulformen nicht oder nicht ausreichend gefördert werden können, in ihre Obhut nehmen und ihnen eine besondere pädagogische Förderung zukommen lassen.“
Um ein flächendeckendes Angebot an Sonderschulen im Emsland vorzuhalten, beschloss der Landkreis Lingen zu Beginn des Schuljahres 1969/70 für den Südwestteil (die Gemeinden Emsbüren und Salzbergen) eine Förderschule zu errichten.
Für die Übergangszeit wurden in der Liudger-Realschule zwei Klassenräume zur Verfügung gestellt. Zu Beginn des Schuljahres 1970/71 startete somit der Unterricht für insgesamt 39 Kinder als „Gast in der Liudger-Realschule“ bis zur Fertigstellung des neu errichteten Gebäudes. Die Gemeinde Emsbüren stellte dafür am Rand des bereits bestehenden Schulzentrums ein 1,7 ha großes Baugelände kostenlos zur Verfügung.
Nach einer öffentlichen Ausschreibung gewann der Architekt Günther Pollmann aus Münster den 1. Preis und erhielt schließlich im August 1970 den Zuschlag für den Bau der Schule. Pollmann hatte bereits die Liudger Realschule gebaut. Die Planungen sahen eine voll ausgebaute Schule mit 8 Klassenräumen, 4 Gruppenräumen und 5 Fachräumen vor. Der Kostenaufwand betrug zur damaligen Zeit 1,7 Millionen DM.
Jedoch verzögerten schwierige Gründungsarbeiten den Bau der Schule.
Auch im folgenden Jahr stand kein eigenes Gebäude zur Verfügung, sodass die Gastfreundschaft der Liudger-Realschule für ein weiteres Jahr in Anspruch genommen werden musste. Diese stellte sogar einen dritten Klassenraum zur Verfügung.
Aufgrund der wachsenden Anzahl der Schüler bestand jedoch für das Schuljahr 1972/73 ein Bedarf von vier Klassenräumen. Es musste eine Notlösung gefunden werden, denn der Neubau war noch nicht fertig. Improvisation war gefragt!
Es wurden vier Räume in der Liudger-Realschule notdürftig hergerichtet, sodass der Unterricht unter erschwerten Bedingungen erteilt wurde.
Nach langem Warten konnte der damalige Schulleiter Franz Gellrich und seine Kollegen schließlich am 28.04.1974 mit einem „Tag der offenen Tür“ die offizielle Einweihung feiern. Die Schule erfreute sich großer Beliebtheit. Die Schülerzahl wuchs schnell an und erreichte im Schuljahr 1977/78 mit 98 Kindern den Höchststand. Die Schüler kamen nicht nur aus der Gemeinde Emsbüren – auch Kinder aus Salzbergen und aus der in der Grafschaft Bentheim liegenden Gemeinde Drievorden-Engden nahmen den Weg auf sich.
Durch den damals herrschenden akuten Lehrermangel wurde der Unterricht allerdings erheblich beeinträchtigt. Mitunter betrug der Unterrichtsausfall bis zu einem Drittel des Solls. Erst im Schuljahr 1975/76 konnte voller Unterricht erteilt werden.
In den folgenden Jahren ging die Schülerzahl auch durch Einführung der Inklusion in Niedersachsen ständig zurück und erreichte im Schuljahr 1987/88 einen bis dahin tiefsten Stand. Die freien Räume der Schule wurden zunächst anderweitig genutzt. So waren dort u.a. vorübergehend das Bau- und Ordnungsamt der Gemeinde Emsbüren, die Nähstube der EBI (Emsbürener Beschäftigungs-lnitiative), das Büro des FC Leschede und vielfältige weitere Angebote der Erwachsenen-Bildung untergebracht.
Durch die sinkenden Schülerzahlen wurden allerdings immer mehr Räume frei, während die Grundschule Emsbüren (Joseph-Tiesmeyer-Schule) in unmittelbarer Nähe schon wieder zu klein geworden war. Aufgrund dessen beschlossen der Landkreis und die politische Gemeinde Emsbüren die räumliche Zusammenlegung der Förderschule mit der Grundschule Emsbüren. Es fand ein Umbau und eine Erweiterung des bestehenden Gebäudes statt und zum Schuljahresbeginn am 01. August 1995 zog die Grundschule Emsbüren in das Gebäude der Förderschule um. Beide Schulformen waren nun räumlich getrennt aber im gleichen Gebäude untergebracht.
Mit Einführung der Inklusion beschloss das Land Niedersachsen im „Rahmenkonzept Inklusive Schulen“ zukünftig keine Förderschulen mit dem Schwerpunkt Lernen mehr zu führen. Somit kam es mit der Entlassung der letzten Klasse im Schuljahr 2020/21 nach mehr als 50-jährigem Bestehen in Emsbüren zur Schließung der Förderschule. Seitdem beherbergt das Gebäude ausschließlich die Grundschule Emsbüren (Joseph-Tiesmeyer-Schule).
Das alte Gebäude der Grundschule Emsbüren wird heute von der Musikschule des Emslandes und als Nebenstelle der Liudger-Realschule genutzt.
Besondere Daten aus der Geschichte der Schule
1970 startet der Unterricht an der Kreissonderschule für die Gemeinden Emsbüren und Salzbergen.
1974 wird das neue vom Landkreis Emsland errichtete Gebäude an der Hanwische Straße bezogen.
1995 Die Joseph-Tiesmeyer-Grundschule zieht nach umfänglichen Um- und Ausbauten in das Gebäude der Kreissonderschule ein. Das war der Beginn zweier Schulsysteme unter einem Dach.
Ein einmaliges Modell - landesweit!
1996 Der erste Schulleiter, Franz Gellrich, geht nach 26 Jahren in den Ruhestand.
1996-98 Hubert Stührenberg leitet kommissarisch die Schule.
1998 Ursula Hertrampf-Müller wird Schulleiterin.
2005 Frau Hertrampf-Müller wechselt in die Schulaufsichtsbehörde. Jan Riestenpatt übernimmt die Schulleitung und bleibt Schulleiter bis zur Schließung der Schule im Jahr 2020/21.
2009 Die ersten Kinder werden in den Grund- und Hauptschulen inklusiv beschult.
2009 Die Sonderschule für Lernbehinderte wird umbenannt in Förderschule LERNEN.
2021 Da die erforderliche Mindestanzahl an Schülern nicht gegeben war, wird die Schule zum Ende des Schuljahres geschlossen. Das Gebäude wird von dem Zeitpunkt an von der Grundschule Emsbüren genutzt.
2024 Besitzübergang des Schulgebäudes vom Landkreis Emsland auf die Gemeinde Emsbüren





